Euch kann ich´s ja sagen – nichts, aber schon absolut überhaupt gar nichts ist mir heiliger.. Wie kann ich dem Pferd gerecht werden? - fragt sich Daniela Kummer.
Schon heute haben die Jungen in Österreich weniger Möglichkeiten zur ökonomischen Teilhabe als ihre Eltern. Da ist kein Loch, sondern ein Abgrund.
Was soll man von "wirtschaftenden" Politikern und Politikerinnen halten, die nach 5 Jahren Koalition als erstes darüber rätseln, wie groß das Loch in den Kassen ist: Kassasturz nötig!?!
Die lachhafte Budgetloch-Debatte verstellt die Sicht aufs Wesentliche: Substanzielle Reformen scheitern daran, dass die Politik an eine vorübergehende Konjunkturdelle glaubt - und den Paradigmenwechsel in der Weltwirtschaft negiert.
Sich über den Budgetloch-Streit ärgern? Das hieße, jemanden ernst zu nehmen, der einen Bericht der Pensionskommission und neue Konjunkturprognosen braucht, um draufzukommen, dass der Staatshaushalt ohne massive Korrekturen überall hin, nur nicht zu einem Nulldefizit 2016 führt - was zuvor tausendfach (auch im trend) durchgekaut wurde.
Zugegeben, es ist trotzdem nicht so leicht, sich daran zu gewöhnen, ein ums andere Mal von der Politik für grenzdebil verkauftzu werden. Und man fragt sich schon, ob die Parteigranden sich nicht vielleicht einen Spaß daraus machen, ...
Sie reden und reden und reden…. Seit vielen Jahren wissen alle, was zu tun wäre. Es ist genug Geld da – es wird nur sinn- und wirkungslos ausgegeben. Unfähigkeit oder Chuzpe – beides ein Grund, sie davonzujagen!
Aber sollen sie es lustig haben! Viel schwerer als der lächerliche Versuch der Wählerverarschung wiegt ja, dass die Koalitionsverhandler auch nach dem "Kassasturz“ - wenn überhaupt - nur sehr halbherzig daran denken, Maßnahmen zur Eindämmung der munter steigenden Staatsverschuldung zu ergreifen. Die übrigens schon jetzt bei klar über 80 Prozent des BIP liegt, rechnet man die Bilanztricks heraus, die von der EU im nächsten Jahr endlich abgestellt werden.
Für Private gilt das neue Lieblingswort „alternativlos“: sind die Einnahmen kleiner als die Ausgaben, geht man in den Bankrott – sind die Einnahmen höher als die Ausgaben, holt sich die Politik ihren Teil davon übers Finanzamt!
SPÖ-Finanzverhandler Andreas Schieder antwortete kürzlich im Fernsehen auf die Frage, wie denn das Loch gestopft werden soll, dass..
"wir Reformen vielleicht wirklich einmal angehen müssen“.
Die Formulierung "wirklich einmal“ besagt, dass die Probleme natürlich schon bei allen vorangegangenen Koalitionsverhandlungen bekannt waren, aber aus Bequemlichkeit nicht angepackt wurden. Und das Wörtchen "vielleicht“ deutet an, dass diesmal wieder wenig Substanzielles passieren wird - obwohl die SPÖ offener als sonst ein "strukturelles Defizit“ Österreichs einräumt; also..
„Künftigen Generationen nicht Belastungen hinterlassen, die sie nicht tragen können“ – schon lange geschehen, Herr „lange dienender“ Landeshauptmann, unter Führung der Bundesländer!
Schieders ÖVP-Pendant, der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer, ereifert sich zwar ständig, dass "wir künftigen Generationen nicht Belastungen hinterlassen dürfen, die sie nicht tragen können“.
Weniger Eifer legt er jedoch bei der Identifizierung von Sparpotenzialen in den Ländern an den Tag - von einem Nachdenken über die Abschaffung der überflüssigen Landtage ganz zu schweigen.
Dass Politiker lieber ein "Superamt“ zur Bündelung von IT- und Fuhrpark-Ressourcen planen (was niemandem sehr weh tut), als beinhart die Anhebung des faktischen Pensionsalters durchzuboxen, ist menschlich sehr verständlich.
Die wirkliche Tragik an der so hartnäckigen Reform-Aversion ist, dass dahinter eine "strukturelle Realitätsverweigerung“ steht.
Das ist eher eine realistische Sicht. Kein Problem in der Politik: - Klicken Sie auf das Bild! Danach einfach nicht „zurück“ klicken – ist besser für die Nerven!
Die politischen Akteure glauben immer noch, eine vorübergehende Konjunkturdelle sei Auslöser für das Loch in den Staatsfinanzen. Man müsse sich jetzt nur drüber retten, bis die Wirtschaft wieder besser läuft und die Einnahmen automatisch kräftiger sprudeln. Oder schnell einmal durch Mehrausgaben neue Jobs schaffen - was schon in den vergangenen Jahrzehnten kein einziges Mal ausgeglichene Budgets (oder gar Überschüsse) zur Folge hatte.
Es wird standhaft negiert, dass es die gerne herbeigeredete Wachstumsdynamik nicht mehr spielen wird. Negiert, dass ein Modell, das funktionierte, solange der Wohlstand auf ein paar Prozent der Weltbevölkerung verteilt war, in einer globalisierten Welt, in der ein paar Milliarden andere Menschen ein Stück vom Kuchen haben wollen, so eben nicht mehr zu halten ist.
Ja, die ganze Welt ist von Betrügern, Gauklern und Dummheit bedroht! Müssen wir aber überall mitmachen?
Noch ist es nicht zu spät. Aber wenn das Ruder innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre nicht radikal herumgerissen wird, dann haben wir die Chancen nachkommender Generationen tatsächlich verspielt.
Wir sind mittendrin: Schon heute haben die Jungen auch in Österreich weniger Möglichkeiten zur ökonomischen Teilhabe als ihre Eltern.
© Andreas Lampl - Leitartikel aus dem aktuellen „Trend”
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