Liebeskummer – Symptome, Phasen und Überwindung
In sechs österreichischen Bundesländern wurden im Jahr 2017 mehr Ehen geschlossen als im Jahr zuvor.
Selbst Schwierigkeiten im Freundeskreis oder im Beruf können ihren Ursprung in der Familie haben. © Karin Schubart
Es gibt mehrere Formen der Aufstellungsarbeit - die wohl bekannteste und gleichzeitig umstrittenste ist das Familienstellen nach Bert Hellinger.
Dabei werden von einem Klienten beliebige Personen aus dem Kreis der Anwesenden stellvertretend für Familienmitglieder räumlich so angeordnet, dass diese Aufstellung ihrer Wahrnehmung der Familiensituation entspricht.
Durch diese nun sichtbar gemachte innere Realität ergeben sich meist bereits Veränderungen der bisherigen Sichtweise. Außerdem verhilft die Reaktion der beteiligten Personen dem Klienten zu neuen intellektuellen und emotionalen Erkenntnissen und schließlich gibt es die Unterstützung des Therapeuten. So der Idealfall.
Aufgrund zahlreicher Beschwerden hat das Gesundheitsministerium eine Informationsbroschüre verfasst. Die umstrittenste Aufstellungsarbeit ist das "Familienstellen" nach Bert Hellinger.
In den letzten zehn Jahren hat die Methode des Familienaufstellens einen Boom erlebt. Das immer größer werdende Interesse an dieser psychotherapeutischen Technik hat jedoch dazu geführt, dass auch das Angebot von "Aufstellungs-Anbietern" immer unübersichtlicher wurde.
Der Mangel an Qualitätsstandards und zahlreiche Beschwerden von "Aufstellungsopfern" haben dann 2005 das Österreichische Gesundheitsministerium auf den Plan gerufen. Es wurde eigens eine Arbeitsgruppe einberufen, die eine Informationsbroschüre mit Warnhinweisen für einen ungefährlichen Einsatz von Familienaufstellungen erarbeitete. (download) In dieser Broschüre wird dezidiert darauf hingewiesen, dass bei Aufstellungsprozessen kränkende, krank machende und traumatisierende Lebenserfahrungen gefühlsaktivierend erfahrbar gemacht werden. Menschen mit einem hohen Leidensdruck sollten Familienaufstellungen also unbedingt nur mit erfahrenen, gut ausgebildeten Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen durchleben.
Ursprünglich ist die Aufstellungsarbeit aus der Methode Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel in den 1930ern entstanden. Bei diesem Therapieverfahren ist die Familienaufstellung nur eine von vielen Techniken und sie ist in einen psychotherapeutischen Gesamtprozess eingegliedert.
Dann, etwa um 1960 hat die Familientherapeutin Virginia Satir diese Technik ebenfalls aufgegriffen und unter dem Begriff Familienskulptur in die systemische Familientherapie eingebracht. Später hat Bert Hellinger diese Technik zu einem eigenen System entwickelt.
Seit Anfang der 1990 hat das Familienstellen nach Hellinger einerseits sehr viele Menschen angezogen, andererseits zu heftigen Debatten unter den Psychotherapie-Schulen geführt.
Ein Teil der Kritik richtet sich gegen die Person Hellingers, ein Teil gegen die von ihm entwickelten Techniken. Die große Mehrheit der nach Virginia Satir arbeitenden Familientherapeuten und deren Vereinigung, die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF), distanzierten sich mittlerweile von Bert Hellinger in einer gemeinsamen Erklärung und bezeichnen seine Methoden darin als "ethisch nicht vertretbar und gefährlich für die Betroffenen zu beurteilen".
Konkret wird Hellinger vorgeworfen, gegen einfachste Regeln der Psychotherapie zu verstoßen und im Anschluss an eine Sitzung seine Klienten allein zu lassen und ihnen nicht zu helfen, ihre Eindrücke und oft starke emotionale Anspannung zu verarbeiten.
Mittlerweile haben sich weitere Methoden der Aufstellung etabliert, zum Beispiel die Strukturaufstellung von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd.
Die Aufstellungsarbeit hat nun außerdem in den letzten Jahren auch außerhalb des psychotherapeutischen Kontextes so was wie einen Siegeszug angetreten. Diese Interventionsform wird zunehmend in Beratung, Supervision und Coaching von Unternehmen und Organisationen angewandt.
Bei der klassischen Organisationsaufstellung werden üblicherweise konkrete Personen einer Organisation oder einer Firma aufgestellt. Damit werden zum Beispiel Konflikte innerhalb eines Teams oder Hierarchiekonflikte im wahrsten Sinne des Wortes rasch sichtbar gemacht.
Text: © Christoph Leprich