Der Hafen von Kyrenia - das fröhliche mediterrane Leben, der üppige Konsum, die Erfüllung aller wohlfahrtsstaatlichen Gewerkschaftsforderungen?
Auch wenn beide Wege zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit möglich sind, entscheidend ist vor allem etwas anderes: Unter den Bürgern der südeuropäischen Länder muss endlich der Irrglaube aufhören, dass es noch einen dritten schmerzfreien Weg gebe. Dieser dritte Weg bestand im ersten Euro-Jahrzehnt in der Möglichkeit, das fröhliche mediterrane Leben, den üppigen Konsum, die Erfüllung aller wohlfahrtsstaatlichen Gewerkschaftsforderungen durch extrem billige Euro-Kredite zu finanzieren. Diese Möglichkeit gibt es seit Steigen der Anleihezinsen für Griechen&Co nicht mehr.
Seit Mai 2010 hat jedoch ein historischer Fehler der deutschen (und österreichischen und niederländischen) Politiker den Schuldenländern eine andere gefährliche Perspektive auf einen schmerzfreien dritten Weg eröffnet. Man hat dort den Glauben wachgerufen, dass die Bürger und Steuerzahler der Nordländer dauerhaft die Rechnung für dieses fröhliche Leben bezahlen.
Da hat jemand im falschen
Moment „hier“ geschrien: das
Kabinett Nikos Anastasiadis stellt
seit dem 1. März 2013 die Regie-
rung der Republik Zypern
Nun aber scheint der Druck der bevorstehenden deutschen Wahlen diesen Irrweg zu beenden. Erstes Anzeichen ist eben Zypern: Die Nordländer zahlen der Insel nur noch zwei Drittel des benötigten Betrags. Und eine Rettung des größten Wackelkandidaten, nämlich Frankreichs unter seiner schwachen Führung, ist auch für die größten Illusionäre nicht mehr vorstellbar.
Daher werden die Schuldenländer nun wieder auf jene Frage zurückgestoßen, mit der man sie eigentlich schon 2010 konfrontieren hätte sollen: Ist nicht der Austritt aus dem Euro letztlich das Klügste?
Tatsache ist jedenfalls, dass die nunmehrige „Rettung“ Zyperns die Börsen nur noch ein paar Stunden in Hochstimmung versetzen konnte. Dann sind diese wieder in jene Depression versunken, die noch auf jede Rettung gefolgt ist. So kurz war die Euphorie noch nie. Dabei sind Börsen mit ihren Sachinvestitionen eigentlich noch ein relativ aussichtsreicher Weg, seine Ersparnisse relativ – relativ! – sicher anzulegen.
In ganz Europa gleiten die Fundamente weg
Aber vielleicht sind inzwischen auch solche Investitionen chancenlos. Denn in diesen Stunden kommt in Europa offenbar alles ins Gleiten und Stürzen; der Glaube an die Retter ist weitgehend kollabiert. In Wahrheit weiß niemand mehr, wie man da noch eine neue Stabilität herstellen kann (auch wenn es die Politik nicht zugeben will). Die Beispiele aus den allerletzten Tagen und Stunden:
Chrysostomos II. Erzbischof von
Zypern: Österreicher sind
erstaunt über diese Einmischung
der Kirche und noch mehr über
die Bedienung von „völkischen“
Vorurteilen
Frankreich hat angekündigt, dass es die der EU rund um die ESM-Gründung rechtsverbindlich versprochene Defizitreduktion nicht schafft. Die EU kann das letztlich nur noch zur Kenntnis nehmen.
Dasselbe ist am Dienstag in Italien passiert: Da kündigte das Land ohne Zustimmung durch EU- oder Euro-Gremien einfach an, das Defizitziel um einen weiteren Prozentpunkt zu erhöhen. Dabei ist dort ja jetzt noch die angebliche Sanierungsregierung Monti im Amt.
Die deutschen Wirtschaftsweisen haben ihre ohnedies dürre Wachstums-Prognose für die Bundesrepublik von 0,6 auf 0,3 Prozent reduziert.
Die zwei großen zypriotischen Banken bleiben mindestens noch weitere zwei Tage geschlossen. Und auch noch Stunden nach der letzten nächtlichen Krisensitzung weiß niemand, wie man dauerhaft einen allgemeinen Bank-Run auf Zypern verhindern kann. Denn wenn man ewige Kapitalverkehrskontrollen macht, dann ist ja auch das nach dem Haarschnitt theoretisch noch vorhandene Spargeld nicht mehr wirklich vorhanden.
Ein britischer Oppositionspolitiker fordert die Briten dazu auf, ihr Geld aus Krisenländern abzuziehen, weil ihren Anlagen dort eine Beschlagnahme drohe.
Kein Hund beißt die Hand, die ihn füttert, aber ganz Europa ist sich bald einig: Merkel ist schuld. Unser Glück, dass die meisten auch glauben, dass Hitler ein Deutscher war!
In Spanien dürfte nach einem Bericht des Wall Street Journal ein gewaltiger Schlag auf Anleger unmittelbar bevorstehen: Aktionäre dürften fast alles verlieren (bei der großen „Bankia“ etwa 99 Prozent); und Anleihegläubiger werden rund 30 Prozent verlieren.
Und der neue niederländische Vorsitzende der Euro-Gruppe machte in einer (später ein wenig abgeschwächten) Erklärung klar, dass die nun für eine zypriotische Bank beschlossene Abwicklung, also das Zusperren auch bei anderen europäischen Banken passieren könnte. Das war zwar eigentlich immer schon logisch, ist aber 2010 zum totalen Tabu erklärt worden.
Banken schließen und Dominoeffekte verhindern
Nur bei einem Zusperren einer Bank wird der Schaden halbwegs minimiert: Die Angestellten verlieren wie bei jeder Pleite-Firma ihre Lohnansprüche, die Aktionäre verlieren sowieso ihre Einlage und die Anleger müssen jeweils in jenem Ausmaß büßen, das die Quote übersteigt. Die Quote ist das, was bei Verwertung aller Immobilien und Forderungen (Kredite) der Bank am Ende des Tages herauskommt. Wobei dieses „Ende des Tages“ jedenfalls viele Jahre entfernt ist. Solange müssen Anleger warten, bis sie irgendetwas herauskriegen.
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Entwicklung des Euro im Vergleich zum US-$ | Entwicklung des Euro im Vergleich zum britischen Pfund |
Eines der vielen Geheimnisse rund um den Euro: wir hören fast täglich, wie schlecht es ihm geht! Woraus kann man das schließen, abgesehen davon, dass ein schwächerer Euro gut für unsere Exporte wäre.
Damit drohen natürlich Dominoeffekte, also Konkurse weiterer an sich gesunder Banken und Unternehmen, die bei einer abzuwickelnden Bank Einlagen haben.
Einzig zur Vermeidung solcher Dominoeffekte könnte es sogar legitim sein, solche Gläubiger einer kaputten Bank teilweise mit Steuergeldern abzusichern. Das käme aber weit billiger als der Weg der letzten Jahre, wo ständig Staaten und Banken auf Kosten anderer „gerettet“ wurden. Das darf aber jedenfalls nur teilweise geschehen.
Wie lange wird es zypriotische Euro-Münzen noch geben?
Denn sonst wäre der pädagogische Wert dahin. Der besteht vor allem darin, dass sich künftig Einleger viel besser anschauen werden, wem sie ihr Geld anvertrauen, wenn sie mit einem Verlust rechnen müssen. Der pädagogische Wert ist aber im Falle Zypern in den letzten Stunden wieder weitgehend zunichte gemacht worden. Denn die Politik hat in ihrem Populismus durchgesetzt, dass alle Einlagen bis 100.000 Euro voll "gesichert" werden müssen.
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