Weg vom Rauchen - ob Sie wollen oder nicht: Rauchen aufhören
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Unter dem Titel "Der letzte Kuss des Schweinehunds" gibt es jetzt noch ein paar Mal im Café Parkhouse eine Theaterperformance der zweiten Liga für Kunst und Kultur zu sehen, die so tut, als ginge es in ihr um nichts als um die Liebe.
Fürs Erste wird es, inklusive Uraufführung, nur diese fünf Aufführungen des Stücks über die Liebe geben, das die zweite Liga für Kunst und Kultur (wie gewohnt anhand eines Texts von Johannes Schrettle) da an die Bar des Cafés Parkhouse stellt. An dieser Bar nun lümmeln eingangs – noch läuft die Musik und ist das Raumlicht ungedimmt – Vera Hagemann und Klaus Meßner herum bzw. die beiden wiederkehrenden Schrettle-Figuren "Alex und Alex", die sich gerade augenscheinlich kennenlernen … bzw. Alex (er) redet auf Alex (sie) ein, und Alex (sie) lässt sich’s gefallen. Nicht, dass wir tatsächlich verstehen würden, wovon die beiden reden. Ist auch egal; die Hauptattraktion an dieser Stelle ist erstmal das nuancierte Mienenspiel der beiden.
Was dann tatsächlich abläuft, sobald wir auch zuhören können, was Alex und Alex sich zu sagen haben, ist ein wenig schwerer zu erklären. Klar und sicher ist folgendes: Es geht um die Beziehung dieser beiden Personen da an der Bar; es läuft eine Konfrontation ab; wir durchlaufen mit den beiden Figuren unterschiedliche Stimmungen; wir fühlen uns in die Beziehungsmuster zwischen diesen beiden ein, die in nachvollziehbarer Weise aufploppen und nachvollziehbare Gehalte aufweisen … Aber was entschieden nicht vorliegt, ist eine lineare, klar bestimmbare Handlung im strengen Sinn. Zwar folgt der Verlauf der Szenen, was die angespielten Themen und Untertöne sowie die aufgerufenen Emotionen betrifft, ungefähr einem Dreiaktschema (oder liegt da der Fall vor, dass ich, geeicht auf "normales Theater", das Dreiaktschema mitgebracht und nach Art des Rohrschachtests ins Dargebotene hineininterpretiert habe? … Nee, glaub' nicht), und emotional folgt jeder "Spielzug" folgerichtig dem vorherigen – aber inhaltlich geht sich's vorn und hinten nicht aus, und soll sich wohl auch nicht ausgehen.
Die erste Hälfte oder so des ca. 60-Minütigen Stücks verbringen wir noch (wenn wir grade nicht damit beschäftigt sind, empathisch diese oder diese Partei im Auf und Ab des Liebeswerbens zu ergreifen) mit vergeblichen Versuchen, aus den Angaben zu Plot und Kontext schlau zu werden, die Alex oder Alex in das Anbraten-an-der-Bar einstreuen: Ist sie eine Agentin, angesetzt darauf, ihn zu verführen? Ist er der Diktator eines Landstücks in einem in Enklaven zerrissenen Österreich (an dieser Stelle sehenswert: Meßner als Sobotka-Karikatur)? Sind die beiden ein langjähriges Ehepaar? Treffen sie sich zum ersten Mal? Sind sie gerade auf Dienstreise? … Wir können versuchen, bei diesem Ratespiel in lustigen, unsubtil-symbolischen Handlungsfragmenten mitzumachen und uns dabei verlieren – und werden an irgendeiner Stelle dieses Unterfangens draufkommen: Die Zeit der Liebe, um die es hier geht, ist immer "Jetzt!", und von "Jetzt!" aus sieht das Ablaufen der Zeit und sieht das alltägliche Herumg'schafteln doof und verwirrend aus.
Es geht im Endeffekt nämlich darum, wie dieses eine Pärchen in diesem einen "Jetzt!" der Liebe rumsteht. Sich drin festkrallt. Und thematisch – übrigens vom ersten Satz des Stücks an – dann dementsprechend um die Transformation des subjektiven, individuellen Erlebens. Sagen wir, die Entgrenzung, die die Liebe darstellt. Oder das Verlieben. Oder [sagt niemand, steht aber in "Der Letzte Kuss des Schweinehunds" gelegentlich im Raum herum] das, was der Heidegger'schen "Sorge" zugrunde liegt. Das können wir dann, egal, wie es heißt, exemplarisch an Alex und Alex wieder und wieder beobachten. Einmal aggressiv, dann verträumt, dann cool, usw. usf.
Und nun die Gretchenfrage – wir kennen sie, sie zieht sich in Varianten durch die Arbeiten der zweiten Liga für Kunst und Kultur seit eh schon immer, und sie wird dadurch nicht weniger wichtig: Führt solches Entgrenzen, solches Transformieren-durch-"Liebe" zum Gegenteil des vereinzelten, neoliberal optimierten Schweinehund-Subjekts? Oder stellt es im Gegenteil den endgültigen Triumph des doofen Rückzugs ins Private dar, wenn zwei sich verlieben und verstricken? Auf dem Rahmen ungefähr dieses oder eines vergleichbaren Einerseits-Andererseits pflegt Schrettle die zahlreichen politischen Bezüge seiner Stücke aufzuziehen; in Bezug auf Fragen nach dem Charakter des öffentlichen Raums und der Subjekte in ihn können wir die thematischen Bögen auch dieses Abends im Parkhouse gut einsortieren.
Das ist alles nicht wenig. Dass man dem "Letzten Kuss des Schweinehunds" aber trotzdem problemlos folgen kann – und dann später selber wird entscheiden müssen, ob einen die Abwesenheit der linear "richtigen" Backstory gestört hat oder nicht – das ist dem sparsamen, aber furchtlosen Einsatz einiger schamlos surrealer, völlig jenseitiger Elemente zu verdanken, die das ganze zeitlose "Liebesspiel" paradoxerweise genau dank ihrer Traumlogik firm mit uns in Zeit und Raum verankern. Von diesen Elementen das auffälligste ist das Zebra, welches den Liebenden an einer bestimmten Stelle einen Apfel und ein Ei serviert … "'N Appel und 'n Ei", grübelgrübel und studier, es könnte sein, es geht da um Käuflichkeit, um unter Wert feilgebotenes … und wenn man das Ei aufisst, bleibt nur der Apfel (vom Baume der Erkenntnis?) hängen … und um den herum, wiederum im traumartigen Wortsinne, spielt sich dann der Klimax ab – als der titelgebende letzte Kuss des Schweinehunds … Den man sich ansehen sollte. Vorausgesetzt, man ist nicht allzu leicht zu verwirren.
Liebe & Verwirrung bzw. "Die Himmelsmacht, der Apfel und das Zebra"
verdanken wir
Text: Johannes Schrettle
Performance: Vera Hagemann, Klaus Meßner
Technik: Claudia Holzer
Graphik: Edda Strobl
Fotos: © Lena Prehal