Liebeskummer – Symptome, Phasen und Überwindung
In sechs österreichischen Bundesländern wurden im Jahr 2017 mehr Ehen geschlossen als im Jahr zuvor.
... heißt eine Ausstellung mit sehr unterschiedlichen Arbeiten zu diesem Thema, die nur kurze Zeit - nämlich bis 15.03. – im Museum der Wahrnehmung zu sehen ist.
Passenderweise am internationalen Frauentag, also dem 8.3., wurde von der scheidenden Kulturstadträtin Rücker sowie dem Mitinitiator Gerald Kuhn (Bezirksrat Jakomini) eine kleine, aber vielfältige Fotoausstellung im Obergeschoß des Museums der Wahrnehmung eröffnet, die in ihrem Titel nicht wenig ankündigt. Wenn dieser nämlich lautet "Frau_Mann_Transgender fotografiert: Feminismus", dann macht das ein weites Feld an Möglichkeiten auf; von der Dokumentarfotografie über die künstlerische Inszenierung eines bestimmten thematischen Standpunktes bis zur unhinterfragten Allegorie ist da vieles möglich … Und jedenfalls geht es immer auch drum, *wer* da die Kamera auf den Feminismus hält. Die siebenundzwanzig Beiträge (eingeholt über das MuWa einerseits und den Club der Amateurfotografen Graz CDA andererseits) decken dieses weite Feld auch ab – grundverschieden sind die ausgestellten Bildsprachen, Themen, Techniken, selbst noch die intrinsischen Qualitätsmaßstäbe.
Das einzige, was diese Fotoarbeiten zu verbinden scheint, ist, wenig überraschend, die Beobachtung, dass die Vorstellung einer binären Opposition zwischen "Mann" und "Frau" Unfug ist und Geschlecht wenig mit dem biologischen Körper zu tun hat; dass essentialistisches Denken und Handeln die Lebensläufe komplizierter machen als nötig usw. Kein Frauen-sind-von-der-Venus-Blödsinn hier also; stattdessen Fotografien, welche, dem Einladungstext entsprechend, "Rollenklischees aufbrechen".
Nützlich auch, als Einstimmung: die kämpferische Eröffnungsansprache von (Ex?)-Kulturstadträtin Lisa Rücker, in der sie uns daran erinnert: Nein, der Feminismus ist in keinem Sinne "überholt" oder wäre unnötig geworden – die Verachtung der Frauen, oder überhaupt von allem, was kein weißer strikt heterosexueller Mann ist, hat nicht aufgehört, unser Zusammenleben zu bestimmen. Donald Trump, erinnert uns Rücker, konnte gegen Hillary Clinton gewählt werden nicht *trotz*, sondern nur präzise *wegen* seiner misogynen Ansichten und Haltungen (und wir wiederum erinnern uns daran – es ist noch gar nicht so lange her – dass Rücker selbst ihrem damaligen Koalitionspartner und unser aller leider 2017 wiedergewählten Bürgermeister öffentlich das Kompliment machen musste, er habe nun zumindest aufgehört, für ihre "Heilung" als Lesbe zu beten) …
… Vor diesem aktuellen Hintergrund dürfen wir es auch als Kunstsnobs (die wir freilich sind … also ich zumindest) sinnvoll finden, wenn die Ausschreibung zur Teilnahme an dieser Fotoausstellung nicht nur an Profifotografen und Karrierekünstlerinnen erging, sondern auch ganz unterschiedlich motivierte und interessierte "Laien" erreichte: Das Thema geht alle an, also sollen auch "alle" sich daran beteiligen, "Feminismus" zu fotografieren.
Natürlich wird die Aufgabenstellung, die in dem Titel angelegt ist: "Frau_Mann_Transgender fotografiert: Feminismus", von zumindest einigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen und Besucher / Besucherinnen als gezieltes Umkehren des 'male gaze' begriffen werden – des "männlichen Blicks" auf z.B. Frauenkörper, der immer noch die unhinterfragte Standardvariante für Blicke durch die Guckkästen der Foto- und Filmkameras darstellt.
Solange dieser normierende 'männliche Blick' als Blick des Begehrens aufgefasst werden kann, wird auch seine Umkehr nicht frei davon sein, zu begehren. Dem entspricht in der Ausstellung im MuWa die Spannung zwischen solchen Arbeiten, die auch als (oder durch) begehrliche Blicke funktionieren – bloß halt hier nicht männliches Blicke auf weibliche Körperobjekte, sondern irgendeine andere Variante, – und solchen Arbeiten, in denen es um das "ganz Andere" geht … das nicht-Erotische, um die, sagen wir, öffentliche Sphäre im Gegensatz zur privaten (wieder eine Gegenüberstellung, und auch diese ist problematisch, aber ist anders problematisch, lassen wir's dabei).
Nicht betont Gerald Kuhn im Gespräch über das Kuratieren der Ausstellung extra, wie erleichtert das Team war, nicht nur Einsendungen über das naheliegend bedeutsame "erotisch Schöne" bekommen zu haben. Es wären in diesem Fall diverse Sexyness-Behauptungen der Hauptschauplatz der Gender-Auseinandersetzung geworden … zu Unrecht: Eine Fotoausstellung, in der "Frau_" und "Mann_" und "Transgender" ausgerechnet den "Feminismus" abbilden, wird sich viel eher dem Alltag zuwenden müssen. Den einfachen Kleinigkeiten im Zusammenleben, die sich erst als aufgeladen mit Macht-Ohnmacht-Dynamiken entpuppen, wenn wir so genau hinschauen wie die Teilnehmer / Teilnehmerinnen dieser Ausstellung durch die Linsen ihrer Kameras.
Kritisiert werden muss allerdings die kurze Ausstellungsdauer: Nur bis zu 15.03. ist "Frau_Mann_Transgender fotografiert: Feminismus" im MuWa beim Augarten zu sehen. Wir dürfen hoffen, dass es danach eine dauerhafte Präsenz der Objekte zumindest im Internet gibt.
Klischees sind häufig, wenn es um Diskriminierung bzw. Gleichbehandlung geht!
Alle Fotos © Alexander Danner - info-graz.at - mehr Fotos der Veranstaltung „Körper < – > Bilder im MuWa"