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Auf der Suche nach der großen Liebe entscheiden sich immer mehr Damen und Herren jeden Alters für die einfache, bequeme Variante: das Onlinedating über Singlebörsen.Es gibt noch bis Mitte Dezember eine Elektra von Lilly Jäckl und, wenn man so sagen darf, noch ungefähr nach Sophokles im Theater im Keller zu sehen. Machen wir es kurz: Es knallt erstens das trickreich-beengende Bühnenbild, ..
... das sich den Protagonisten immer wieder neu in den Weg wirft, ganz, als wäre es die Gesellschaftsordnung der griechischen Stadtstaaten selber. Es knallt zweitens das beachtliche Aufgebot des TiK-Ensembles für diesen Abend. Jedes Mal, wenn wir glauben, das war‘s jetzt, noch mehr Schauspieler werden sie nicht auftreten lassen, kommt noch jemand neues auf die Bühne. Gemessen an der Größe des Theaters stellt das einigen Aufwand dar.
Drittens schließlich knallt, natürlich, Jäckls Sprache, geschult an quasiritualistisch-monologischen Performancetexten (man ätzte seinerzeit im Publikum einer ganz anderen Veranstaltung vom „buddhäo-katholischen Expressionismus“ der Autorin) sowie am Karikieren der Schrecken der Kommerzwelt. Jäckl ist gut darin, viele, viele verschiedene Bälle in der Luft zu halten, will sagen: Ganz disparate Elemente gleichzeitig für uns präsent zu halten.
Diese Fähigkeit kommt ihr hier sehr zugute: Herauszuarbeiten, wie sich im Familiären das Politische reproduziert, ist die vorweg schon feststehende Herausforderung an jede Neuinterpretation des Elektra-Stoffs. Das geht hier auf. Elektras Loyalitätskonflikt als ‚weiblicher Hamlet‘ wird genutzt, die ganz alltägliche Zurichtung von Körpern und Sprachen unter die Logik von Macht und Zweckoptimierung in den Blick zu bekommen; Instanzen, die zumindest hier identifiziert werden mit dem Fortbestehen des Prinzips „Familie“ selbst. Klytemnestra, die mörderische Mutter, an der Elektra und Orest sich rächen wollen/müssen/sollen, erscheint weniger als Geschlechtsverräterin im Kampf gegen das Patriarchat und mehr als Verkörperung „Powerfrau“, die „Beruf und Familie“ vereint usw.
Jäckl trägt im Zweifel lieber zu dick als zu dünn auf. Die Thesen und Welthaltigkeiten, die ihr wichtig sind, deutet sie nicht an, sondern buchstabiert sie neben dem und im eigentlichen Text mit aus. Dies wissend, rechnete ich nicht damit, im Zuge dieser Aufführung sonderlich nuancierte Dialoge zu hören zu bekommen – und wurde eines besseren belehrt. Überraschenderweise sind die Figuren in dieser Elektra Leute und keine Pappfiguren (klar – das Pappfigurige kann die Autorin getrost alles dem antiken Tragödienchor umhängen, hier verkörpert durch drei weibliche Hofschranzen Klytemnestras). Will sagen: Auch die Dialoge knallen.
Es gibt auch etwas, das nicht so knallt an dieser Elektra, und Jäckl und das TiK sind so freundlich, dieses Etwas in ein einzelnes, klar bezeichenbares Element dieser Inszenierung zu packen: Die neu eingeführte Figur des Arztes oder Psychiaters verkörpert Männlichkeit, Rationalität, Macht, Vergewaltigung (mit Spritze-als-Penis), Kontrolle, Gesetz. Ihm gegenüber steht eine Krankenschwester (oder Putzfrau?), die sich im Lauf des Stücks zur (entrückten) Mutter Maria und wieder zurück wandeln wird … In dieser Gegenüberstellung ist, quasi im unkritisierbaren Hintergrund der eigentlichen Handlung, jede Hoffnung auf ein Verstehen, auf ein besseres Zusammenleben, auf ein Ende der alltäglich-familiären Gewaltspiralen suspendiert und aus der (empirischen, der Vernunft zugänglichen) Wirklichkeit ins Reich religiös-transzendenter Grenzerfahrungen verbannt …
Eine Elektra im Sinne Foucault‘scher Aufklärungsskepsis also, sehenswert bunt, und am sehenswertesten vielleicht an jenen Stellen, da die Handlung einfach vor sich hinläuft, ohne sich uns auch noch in Echtzeit erklären zu wollen.
Inwiefern sehenswert - absolut! Kartenreservierung für das Theater im Keller
Credit: Wegscheidler/TiK