Euch kann ich´s ja sagen – nichts, aber schon absolut überhaupt gar nichts ist mir heiliger.. Wie kann ich dem Pferd gerecht werden? - fragt sich Daniela Kummer.
Geld ist keine Kategorie der Kunst und wer das leichtfertig verknüpft, weist sich als Mensch ohne Sachkenntnis aus, womöglich als Heuchler.
Es wird vor allem den Kunstschaffenden gerne als übel angelastet, wenn sie von Geld reden. Das erblüht in Alltagsdiskursen häufig als angeblicher Hinweis auf mangelnde Qualität und Relevanz. Kunst und Kohle? Wie banal!
Kleiner Einschub:
„Reden wir über Geld“ ist eine vertraute rhetorische Wendung. Natürlich redet niemand, wenn ich Ihnen einen Text vorlege. Text ist zum LESEN gemacht. Ich bitte also um Nachsicht, dass es zu meinem Text keine gefällige Bilderflut gibt, keine unnötigen Hervorhebungen einzelner Textstellen, keine Serie von Zwischentiteln etc.
All diese Spirenzchen halte ich für Mumpitz! Unser Verstand ist sehr gut gerüstet, ganz schlichten Fließtext sinnerfassend zu lesen, zu verstehen. Falls es jemand verlernt haben sollte, bitte üben! Weiter im Text:
Nun ist aber Geld keine Kategorie der Kunst und wer das leichtfertig verknüpft, weist sich als Mensch ohne Sachkenntnis aus, womöglich als Heuchler.
Gibt’s nur Wasser oder auch Wein?
Hinzu kommt, dass jene, die so richtig Kohle machen, darüber eher gar nicht reden. Aber auch zwischendurch herrscht Sprödheit bis Prüderie. Fragen Sie einen Mittelschullehrer oder eine Vertragsbedienstete des Landes Steiermark, was sie 14-mal im Jahr beheben dürfen. Wissen Sie es?
Wenn es also wahr wäre, dass in unserer Kultur Leistung anerkannt wird, indem man sie mit Geld aufwiegt, bleibt rätselhaft warum ich von tüchtigen Leuten nicht höre, was sie pro Jahr abcashen.
Und warum werden Kunstschaffende bei dem Thema so kurios behandelt? Warum agieren die meisten von ihnen selbst so merkwürdig?
Ich arbeite hart und konsequent, verdiene dafür zu wenig, rechne aber ein, was ich dabei jeden Tag an Selbstbestimmung genieße. Das ist auch was wert. Doch über die gesamte Marktsituation müssen wir ein paar ernste Worte reden.
Mir ist schon klar, dass recht viele Leute, die ihre Hände in den Schoß legen, um sich allen Aspekten des Kapitalismus zu ergeben, auf Künstler bezogen allerhand Flausen haben; und warum das so ist. Irgendwer muss ja herhalten, um von ihnen abzulenken.
Irgendwer muss verfügbar sein, um auf sie die krausen Ideen des angeblichen Zusammenhanges vom „Wahren, Schönen und Guten“ projizieren zu können, um das Scheitern an den eigenen, unscharfen bis abstrusen Weltvorstellungen auszulagern.
Krisen-Outsourcing. Das ist ein toller Dreh! Stellvertreterkram! Die Bettlerinnen und Bettler vertreiben wir von den Straßen und die Kunstschaffenden sollen bettelarm, aber wahrhaftig sein, urbane Versionen der „Schönen Wilden“. Das ist schlau entworfen.
Ich rede gerne über Geld, denn ich hab recht wenig davon. Und ich mag es. Ich mag Geld, um es rauszuhauen. Ich mag es auch, weil es mir beim Bezahlen meiner Rechnungen hilft. Außerdem gehen jedes Quartal wirklich fette Überweisungen an Finanzamt und Sozialversicherung. Ergo: Ich brauche stets mehr Geld als ich habe.
Was allein mein Auto alle Jahre frisst, damit ich eine frische Plakette bekomme. Man könnt’ es sich abgewöhnen. Dabei bin ich im Alltag längst sehr knauserig geworden, was die Kilometerfresserei angeht. Aber auf Reisen liebe ich es, nicht drauf zu achten. Und überhaupt, das Reisen!
Ich finde interessant, wofür man es bekommt, ich finde diskussionswürdig, wofür man es ausgibt, ich finde vor allem bemerkenswert, wer wohl warum so tut, als sei es gar kein Thema.
Ich finde jene erstaunlich, die mir beharrlich zuraunen, das Geld müsse abgeschafft werden. Lustig! Naja, wir können natürlich dieses Medium (Geld) jederzeit durch ein anderes Medium (?) ersetzen.
So oder so, ich brauche irgendeinen „Speicher“, um in einer arbeitsteiligen Massengesellschaft meine Kraft und Leistung zwischenlagern, speichern zu können. Momentan sind das die Euro-Scheinchen und Münzen. Kann ja auch was anderes sein. Mir egal!
Kleiner Einschub: Ich kann natürlich Batterien hassen, wenn mich stört, dass Menschen eine räuberische Energiewirtschaft pflegen. Das klärt und löst aber vermutlich nichts. So ist auch die Ablehnung des Geldes noch nicht schlüssig, wenn man westlich-kapitalistische Geldwirtschaft problematisch findet.
Also reden wir bitte einmal über zweierlei: Verteilungsgerechtigkeit im Leistungsaustausch. Diese zwei Kategorien interessieren mich sehr: a) Leistungsaustausch und b) Verteilungsgerechtigkeit.
Ich hab im Zweifelsfall doch lieber mehr auf dem Tisch als weniger.
Ich könnte derlei kaum interessanter finden, als auf Wissens- und Kulturarbeit angewandt. Warum? Weil es da überwiegend um symbolische Werte geht, die gelegentlich in materielle Werte konvertiert werden müssen.
Daher muss auch Kulturpolitik in dieser Sache einigermaßen transparent und nachvollziehbar sein. Warum sollen welche Beträge für welche Vorhaben aufgewandt werden? Das will stets neu verhandelt werden.
Wenn ich mich hier längerfristig auf diesen Kulturblog einlasse, dann wird dabei öfter von Geld zu reden sein und davon, was IN Geld konvertiert werden kann, WORIN Geld seinerseits konvertiert werden soll.
Unter anderem genau WEIL der Umgang mit Geld stark symbolisch befrachtet ist und es im gleichen Zug als Tabu gilt, diese Prozesse zu erörtern; außer man ist konventionell dazu befugt. Das ist eine Frage, welchen Deutungseliten man zugerechnet wird.
Ich bin ein Künstler. Mir gefällt es, immer genug Geld zu haben und es stört mich, wenn das gerade nicht gelingt. Ich rede auch gerne darüber, dafür gibt es viele gute Gründe…