Euch kann ich´s ja sagen – nichts, aber schon absolut überhaupt gar nichts ist mir heiliger.. Wie kann ich dem Pferd gerecht werden? - fragt sich Daniela Kummer.
Sandra Gubo-Schloßbauer ist seit August als PR-Verantwortliche bei den Vinziwerken zuständig. Ich hab sie auf eine wunderbare Frau angesprochen.
Als ich vor einigen Wochen meinen Blog zum Thema VinziDorf schrieb, saß ich danach noch ein bisschen mit Sandra Gubo-Schlossbauer zusammen. Sie ist seit August die Pressesprecherin von Pfarrer Pucher. Wir unterhielten uns natürlich auch über die vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, ohne welche die VinziWerke nicht so tatkräftig handeln könnten, wie sie es eben tun.
Eine Adresse! Das ist etwas, was Obdachlose ohne VinziDorf nicht besitzen würden und es ist unendlich viel wert - man ist wieder wer!
Wochen später musste ich immer wieder noch an das Gespräch mit Frau Absenger denken. Es war unheimlich berührend und hat viel in mir bewegt. Daher ist es mir ein großes Anliegen, diese wunderbare Frau hier mit einer Geschichte vorstellen zu dürfen.
Den Text haben mir die VinziWerke zur Verfügung gestellt!
Ich hoffe er gefällt Ihnen genauso gut, wie uns in der Redaktion.
Erika Absenger arbeitet bereits seit 18 Jahren ehrenamtlich für das VinziDorf. Seit 12 Jahren ist sie die Obfrau des Vereins. Befragt man die Dorfbewohner, würden Sie sie aber wohl eher als ihre „gute Seele“ bezeichnen.
Das VinziDorf ist dennoch nur eine kurzfristige Heimat – die Sehnsucht liegt in einem anderen „HAM“.
Zum VinziDorf ist Frau Absenger über eine Zeitungsannonce gekommen. Da war sie gerade in Pension gegangen, ihr Mann habe zu diesem Zeitpunkt aber noch gearbeitet. Der damalige VinziDorfleiter habe sie eingeladen, einmal vorbeizuschauen, um zu sehen, ob ihr das überhaupt gefalle. „Am Anfang war da schon ein bisschen Schwellenangst“, erzählt sie, „aber die Leute waren alle nett und freundlich und so bin ich geblieben.“ Und denkt auch 18 Jahre später noch lange nicht ans Aufhören. „Zweifel hab ich nie gehabt. Ich mag die Männer ja gern.“ Die Arbeit im Dorf empfindet Frau Absenger als „eindeutig bereichernd“ und fügt noch hinzu:
„Dadurch lernt man am eigenen Leben zu schätzen, was man vorher als selbstverständlich betrachtet hat“.
VinziFriedhof: eine gewisse Würde auch noch im Tod
Jeden Donnerstagvormittag ist Frau Absenger im Dorf, von 8 bis 13 Uhr. Dann hat sie dort die Aufsicht, teilt Medikamente aus, achtet auf Ordnung und Sauberkeit und ist vor allem Ansprechpartner.
Auch ein bescheidenes Heim wird
liebevoll geschmückt
Für viele der Männer ist sie so etwas wie eine „Klagemauer“ – sie vertrauen ihr, weil sie schon so lange hier ist. Und, weil sie ein Mensch ist, dem man ohnehin auf Anhieb vertraut. „Für die Männer setz ich mich immer ein, aber ich bin auch streng“, schmunzelt sie, „das muss manchmal einfach sein.“
Über die Jahre entwickeln sich natürlich Freundschaften zwischen den Mitarbeitern und den Dorfbewohnern. „Wir sind fast wie eine Familie“, erzählt Frau Absenger, „alles wird erzählt, besondere Ereignisse werden geteilt. Und es gibt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, auf die sich bestimmte Bewohner schon besonders freuen.“
Manchmal geht sie mit Gerhard Hitter, dem ältesten noch lebenden Bewohner, auf ein Achterl am Kaiser-Josef-Platz. Einmal haben sie beim Fleischstand haltgemacht, weil Frau Absenger etwas besorgen musste. Sie mussten sich lange anstellen, weil sich dort eine Menschenschlange gebildet hatte. Da wurde es Herrn Hitter zu blöd und er rief laut:
Frau Absenger lacht, während sie die Anekdote erzählt: „Geniert hab ich mich mit Ihnen wirklich noch nie!“
Erika Absenger mit dem VinziDorf-Bewohner Gerhard Hitter
in ihrem „Stammlokal“ am Kaiser-Josef-Platz (© VinziWerke)
Auf die Frage nach dem berührendsten Moment im VinziDorf fällt ihr eine Geschichte von ihrem damals 5-jährigen Enkelsohn Moritz ein, den sie einmal zur Arbeit mitgenommen hat. Im Hof haben gerade zwei Männer Kreuze gebastelt.
Mit etwas Phantasie schaut es aus
wie eine Apartment-Siedlung in
einem Urlaubsgebiet und dies mit
mindestens ***
„Am Anfang war er ein bisschen schüchtern, aber die haben gleich ganz lieb mit ihm geredet, ihn gefragt, welche seine liebste Fußballmannschaft ist. Das war Sturm.“ Da haben sie sich so gefreut, dass einer von ihnen gleich losmarschiert und kurz darauf vollbepackt mit Süßigkeiten zurückgekommen ist, die er von seinem eigenen Geld für den Buben gekauft hat.
Etwa eineinhalb Jahre später sitzt Moritz mit seiner Oma am Frühstückstisch und sagt plötzlich:
„Du, Oma, die Armen sind eigentlich die besseren Menschen.“
Auf Frau Absengers Nachfrage, warum er das denn finde, antwortet das Kind: „Die armen Leute damals im VinziDorf haben mir so viel geschenkt, obwohl ich für sie fremd war.
Sandra Gubo-Schloßbauer
20 Jahre VinziDorf - Der Festakt – 1. Dezember 2013
20 Jahre VinziDorf - Heimat für Heimatlose - Benefiz im Orpheum - 2. Dezember 2013 um 19:30 Uhr mit Martin Kosch, Paul Pizzera, SOLOzuVIERT, Gerald Fleischhacker, Hans Theessink, the uptown monotones - Moderation: Werner Ranacher
Klicken auf den Flyer für Karten!