Einfach und einfach köstlich. Faschingszeit braucht Faschingskrapfen – es gibt sie allerdings heute ganzjährig.
„Nehmen sie´s wieder mit“, hab ich einfach nicht geschafft. „Danke“ hab ich gesagt. Den Kaffee gezuckert und in den Krapfen gebissen hab ich.
Ja, er war wie immer ausgezeichnet, der Kaffee herrlich cremig. Ich fühlte mich überrumpelt und hab mich hinter einer Zeitung versteckt, höchst irritiert. Der Schweinehund hat mir die Füße abgeschlabbert, mir gratuliert und sich selbst auf die Schulter geklopft.
Und wie´s der Teufel haben will, treff ich abends an der Tankstelle einen lieben Freund, der nebenberuflich Bierspezialist ist.
Bei uns am Land gibt es sie noch, die alte Tankstelle, die nicht nach der Spritmarke, sondern nach dem Besitzer benannt wird, wo sich alles trifft, wo die neuesten Geschichten aus der Gegend verbreitet werden, und wo man ein schnelles „Glaserl“ oder „Kaffeetscherl“ trinkt (natürlich immer in der herzigen Koseform, die bei uns in Österreich so liebevoll für Suchtmittel verwendet wird!).
Auch andere Länder haben Tankstellen mit Getränken – etwas fortschrittlicher ist die steirische Provinz aber doch!
Als ich vom Benzin zahlen zurückkomme wartet bereits ein „Pfiff“, also ein Kleinstbier auf mich.
Zwei Mal hinter einander die gleiche Situation, wie arg! Da hätte ich wunderschön einen Lerneffekt einbauen können, mir selbst beweisen, dass ich durch den Fehler des ersten Males klüger geworden bin.
Stattdessen hab ich auch noch das kleine Bier getrunken, weil mir der Schweinehund zuraunte: „is eh scho wurscht!“ Bevor mein Spezi die nächste Runde bestellen konnte, bin ich geflohen, wenigstens etwas.
Den Rest des Abends war ich grantig. Die Affirmationen, die ich zum Einschlafen anhörte schienen mich zu verhöhnen.
Mein Geist textete puren Sarkasmus als Echo auf die frommen Wünsche.
Der Ärger den ich in mir trug hinderte mich daran, wie gewöhnlich sofort selig zu entschlummern, Ich lag wach, bis ich wütend den Kopfhörer herunter riss und aufs Nachtkästchen knallte. Am liebsten hätte mich der Schweinehund mit einem Bier beruhigt, hätte ich eines zu Hause gehabt, ich hätte es sicher getrunken!
Am Morgen danach blieb dieser „Versager“-Nachgeschmack und fühlte sich nicht gut an. Leichter Grant begleitete mich durch den Tag, den nur die Tiere lindern konnten. Sobald ich wieder mit mir (und dem blöden Schweinehund) allein war, kehrte die schlechte Laune zurück.
Von Katzen kann man vieles lernen – wahrscheinlich auch das Meditieren! Auch wenn sie dies nicht tun – Entspannung und Genuss sind definitiv Domänen der Katzen.
„Hier schleicht sich die Gefahr an“, erkannte ich missmutig, als der Schweinehund fröhlich pfeifend und übertrieben gut gelaunt auf mich zu hüpfte und mit seinem allerhübschesten Augenaufschlag in die große Trickkiste griff.
„Vielleicht macht dich ein Glaserl Wein lustiger“, setzte er an, „deine Urgroßmutter trank jeden Abend ein Achterl fürs Blut und wurde 96!“, fuhr er fort.
Und ich merkte, wie die kleinen Gedächtniszellen, die mein Nucleus Accumbens schon vor Jahren vorsorglich angelegt hat, in Aktion traten. Sie machten mir „Gusto“, erinnerten mich an den guten Geschmack eines vollmundigen Rotweines, an den genussvollen Zug an einem Zigaretterl und versprachen mir ein seliges Lächeln auf den Lippen.
„Aber ich hab einen Vorsatz!“, machte sich die Vernunft stark, von der leider keiner so genau sagen kann, wo im Kopf sie zu finden ist.
Der Schweinehund konterte lächelnd mit seinem Lieblings-Satz: „Mach das morgen!“, und zeigte sich onkelhaft konziliant:
„Du kannst ja morgen wieder mit aufhören anfangen!“
„Der Wein ist die Milch der Alten“ – ein weiser Spruch unserer Altvorderen. Dieses Privileg sollte man den Alten nicht alleine überlassen!
Meine Motivation war ziemlich am grundeln. Auch morgen noch, und übermorgen. Meine Laune zog mit in den Abgrund. Dort fand sie immerhin Gelegenheit, meine Gedanken argwöhnisch zu beäugen, meine Motivationen zu bespitzeln und meine Stereotype zu überführen. Dieser Laune willst du nicht allein im Dunkeln begegnen. Ich auch nicht, deshalb hab ich sie früh ins Bett gesteckt und in eine Wolke niederfrequenter Brainwaves eingehüllt.
Nach rund acht Stunden lächelte sie mich gähnend an, streckte sich, und hüpfte noch vor mir aus dem Bett. Wir tranken hoffnungsgrünen Tee. Beim Anblick des im ersten Morgenrot aufflammenden Horizonts wussten wir, dass dies der Moment sein musste, in dem Phönix aus der Asche steigt.
„Wer, ich?“, fragte der Schweinehund treuherzig, und in diesem Moment beschloss ich, mit ihm Frieden zu schließen. „Nein, nicht du! Komm her, wir müssen reden.“ Er legte die Ohren an, senkte den Kopf, schleckte sich peinlich berührt über die Lefzen und kroch herbei. Fazit dieses sehr ernsten Gesprächs:
- Es hat keinen Sinn, auf sich selbst böse zu sein, das macht alles nur noch schlimmer.
- Der menschliche Wille (oder Unwille) ist stärker als die wirkungsvollsten Brainwaves.
- Es ist notwendig, eingefahrene Muster zu durchbrechen und durch neue zu ersetzen.
- Es kann gefährlich sein, in alte Muster zurück zu fallen, denn die meisten Rückfälligen neigen dazu, diese wohl gepflegten Angewohnheiten nun noch viel intensiver zu zelebrieren.
- Rückfällige brauchen mehr Energie, eine Neu-Programmierung zu installieren, sie müssen daher umso großzügiger belohnt werden.
- Belohnung ist wichtig! Sei kreativ damit, finde was du magst und belohne dich ausführlich, du hast es verdient!
- Der Schweinehund ist dein Freund, schrei ihn nicht an, er kann nichts dafür. Zeig ihm die Welt und lass ihn sich selbst neu erfinden.
Als es Abend wurde, weihte er mich ein: er möchte nun „Baba Schweinehundananda“ genannt werden, trägt Turban und liest Siddhartha. Er wünscht allabendlich zu meditieren, um seinen Geist zu leeren, wie er sagt. Sein Schlachtruf des friedvollen Kriegers: „Meditier statt Bier!“.
„Die Dosis macht das Gift“ – ein sehr richtiger Spruch. Allerdings gibt es keine bekannte Dosis, in der Nikotin nützlich ist.
Und weil ich ein braves Frauli bin und ja seit Jahren darauf trainiert ihm zu folgen, mache ich mit! Fühlt sich echt gut an! Natürlich meditiere ich auch mit Brainwaves, da mein Kopf sich mit leer werden so schwer tut. Mein Gedanken-Karussell ist durch die Unterstützung dieser Frequenzen deutlich ruhiger geworden, und auch wenn an mir kein Buddha verloren gegangen ist, genieße ich dieses Warten auf die Stille und die Entstehung innerer Landschaften ganz außerordentlich!
Und noch eine Belohnung habe ich bekommen, über die ich mich ungemein freue: beim ersten Examen meines Fern-Studiums ( Medical Neuroscience Unit 1, Neuroanatomy) hatte ich von 20 Fragen 20 richtige Antworten. :D
Baba Schweinehundananda hat mich dabei natürlich tatkräftig unterstützt und mich so richtig auf Trab gebracht, statt 1,5 Stunden brauchten wir für die Prüfung nur ½ Stunde.
Never change a winning team!
Alle Texte von Daniela Kummer auf INFOGRAZ.at
Bilder und Bildunterschriften eingefügt von Redaktion INFOGRAZ.at
Neurobiologische Faktoren des Suchtverhaltens (PDF)