Euch kann ich´s ja sagen – nichts, aber schon absolut überhaupt gar nichts ist mir heiliger.. Wie kann ich dem Pferd gerecht werden? - fragt sich Daniela Kummer.
Alles was wir tun oder auch nicht tun, hat eine Auswirkung.
*(abgeänderte Aussage des Sprachwissenschaftlers Paul Watzlawik „wir können nicht nicht kommunizieren)
Also kann man die Frage, was falsch oder richtig in der Erziehung ist, nicht so leicht beantworten. Neben Vererbung und Umwelt spielen aber auch das eigene Verhalten, z.B. Temperament eine Rolle, das Alter und die Entwicklungsphase des Kindes und auch das Rollenverhältnis innerhalb der Familie.
Erziehungsratgeber bzw. Elterntrainings überfluten den Markt und trotzdem kann man nicht sagen, was das Richtige ist! Man kann nur einige allgemeingültige Verhaltensmaßnahmen, Ratschläge vermitteln und somit andere Sichtweisen im Umgang mit dem Kind geben. Vorrangig ist zunächst einmal die Frage, was für ein Ziel man mit der Erziehung des Kindes bewirkt.
Erziehungsstile (aus der Pädagogik)
Autoritärer Erziehungsstil
Kennt man meist von Früher, vielleicht sogar aus der eigenen Erziehung
Hier werden Regeln und Grenzen gesetzt, an die sich das Kind zu halten hat. Ein Regelverstoß wird bestraft. „Brave“ Kinder werden belohnt. Oft ist Rebellion, Auflehnung gegen die Eltern die Konsequenz. Konflikte werden eher mit Gewalt statt mit Worten gelöst.
Laissez-fairen / antiautoritärer Erziehungsstil
war Anfang der 70er Jahre weit verbreitet
Kinder leben ihren Freiheitsdrang, es gibt keine Regeln und Grenzen. Spätestens dann, wenn man sich mit der gesellschaftlichen Regeln und Normen konfrontiert sieht, beginnen die Probleme. Gefühle und Rechte anderer werden nicht berücksichtigt oder akzeptiert.
Kinder brauchen gesunde Grenzen und Regeln. Dadurch können sie zwischen Alternativen wählen. Ein nettes Miteinander wird dadurch wieder möglich. Man lernt dadurch, dass auch andere Menschen wichtig werden.
Demokratischer Erziehungsstil
Innerhalb der gesetzten Regeln und Grenzen haben die Kinder Wahlmöglichkeiten. Eltern und Kinder respektieren sich gegenseitig.
"Wir müssen das Kind führen, indem wir es frei lassen" postulierte Maria Montessori und meinte damit jenen Freiraum, der es Kindern ermöglicht, zu selbstbewussten und eigenverantwortlichen Persönlichkeiten heranzureifen. Diese Freiheit ist keine unbegrenzte, sondern ein Freiraum innerhalb klarer Rahmenbedingungen, die soziales Zusammenleben erst möglich machen. Freiheit im Sinne von selbständigem, verantwortungsbewussten Handeln setzt Montessori gleich mit "Meister seiner selbst" zu sein. Selbstdisziplin zu entwickeln und Verantwortung für die eigenen Handlungen genauso zu übernehmen wie die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu achten, ist eines der Ziele der Montessori-Pädagogik.
Entwicklungsphasen
Wie gesagt Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen – Krabbel-, Sprech-, Trotzphase bis hin zur Pubertät. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Manche Phasen werden übersprungen, nur kurz angeschnitten, manche dauern scheinbar unendlich lange.
Unabhängig von Talent und Intelligenz hat jeder sein eigenes Temperament. Manche Kinder sind aktiv neugierig, erforschen sind aktiv. Andere beobachten, brauchen länger, nehmen als ruhig im Angriff, verhalten sich eher passiv. Meist bleiben diese Eigenschaften das gesamte Leben erhalten.
Was sind nun die Schwierigkeiten in der Erziehung? Wieso kommt es zu einem „schwierigen“ Miteinander, einem Fehlverhalten des Kindes?
Gehen wir davon aus, dass jegliches kindliche Fehlverhalten uns, den Eltern, etwas aufzeigen will. Ein Bedürfnis, einen inneren Konflikt, etwas mit dem das Kind alleine nicht zu Recht kommt. Vielleicht wird Erziehung dann auch leichter, denn dann entsteht Verständnis für einander und somit wird lösungsorientiertes Handeln möglich.
Kinder wollen durch ihr Fehlverhalten meist mehr Aufmerksamkeit, im Mittelpunkt stehen. Diese erhalten sie dann auch, aber eher im negativen Sinn. Mit Strafen, lauten Äußerungen investiert man auch Zeit. Kinder, die nie etwas beginnen und Äußerungen wie „das kann ich nicht“ tätigen, und noch durch das „Aufgeben“ der Eltern in ihrem Verhalten bestärkt werden, brauchen sie sich keiner Herausforderung stellen.
Wenn Sie auch ein Fehlverhalten bei Ihrem Kind feststellen, stellen Sie sich doch einmal die Frage, welches Ziel Ihr Kind damit bezwecken könnte. Bzw. fragen Sie sich doch einmal: Was löst dieses Fehlverhalten in Ihnen aus? Wie reagieren Sie darauf?
Erst wenn Sie Verständnis zu diesem Fehlverhalten haben, können Sie ein optimales Verhalten Handeln und Umgang zu Ihrem Kind entwickeln. Wir können keinen Anderen verändern, nur unsere eigene Einstellung.
Wahrnehmungsstörungen bzw. Lernschwächen sind Fehlverhalten, die meist einen anderen Ursprung haben.
Erziehungsmaßnahmen
Zuhören
Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind, hören sie zu und zeigen Sie Interesse an dem was Ihr Kind beschäftigt und bewegt. Auch wenn es schwer fällt, nehmen Sie Äußerungen Ihres Kindes ernst und gestehen Sie ihm seine eigene Meinung zu.
Erinnern Sie sich doch auch an Ihre Kindheit, vielleicht können Sie das Verhalten Ihres Kindes dann besser verstehen. Wer will nicht wichtig und angenommen sein? Aus einem „Gespräch“ entwickelt sich oft Verständnis und ein neuer Zugang zum Konflikt.
Vorbildfunktion
Seien wir unseren Kinder Vorbild. Was wir von unseren Kindern erwarten, sollten wir selbst leben können. Wie gesagt, wir können nicht nicht kommunizieren, erziehen, Vorbild sein. Mit unserem Verhalten bewirken wir im Anderen etwas. Kinder beobachten sehr genau Verhaltensweisen und Einstellungen.
Fehler darf jeder machen. Auch als Erwachsener. Geben wir sie doch einfach zu und sprechen wir darüber. Somit lernt Ihr Kind, dass Fehler passieren können. Man daraus lernen kann und somit nicht mehr notwendig sind. Aufgrund der entstandenen Erfahrungen entstehen die Wertvorstellungen und Einstellungen, welche die Entwicklung, das Erwachsen-Werden beeinflussen.
Loben - Belohnen
Was fällt uns schneller auf – wenn jemand etwas gut gemacht hat oder wenn etwas nicht gemacht bzw. falsch gemacht wurde. Können wir schneller kritisieren oder loben? Wie wäre es, wenn wir auch Kleinigkeiten einmal bemerken würden? Können wir uns selbst loben? Denn auch das zeigt uns, wie wir mit Leistungen umgehen, ob wir Dinge als selbstverständlich hinnehmen.
Und einmal ehrlich - wer wird nicht gerne gelobt? Wir selbst sind doch auch glücklich, wenn jemand unsere Leistung, eine Veränderung wahrnimmt und anspricht. Es bestärkt, ermutigt und motiviert. Also vielleicht loben wir einmal auch eine kleine Veränderung oder Leistung. Auch Belohnen ist ein Faktor zur Motivation. Es muss nicht immer Materielles sein. Kinder freuen sich auch über eine gemeinsame Aktivität oder wenn Sie etwas einmal mehr machen dürfen.
Fangen wir an uns selbst zu verändern, so hat auch unser Kind die Möglichkeit „neu“ zu agieren. Denn wenn wir anders reagieren, als das Kind erwartet, muss das Kind ebenfalls sein Verhalten verändern.
Das setzt jedoch Arbeit an sich selbst voraus. Seine eigenen Verhaltensmuster, seine Gefühle in der Situation zu hinterfragen. Dadurch entsteht ein innerer Dialog und somit ein besseres Verständnis zum eigenen Verhalten. Focusing ist dabei eine gute Möglichkeit innere Ruhe, ein besseres Verhalten zu erhalten und somit in der Konfliktsituation neu zu agieren.
ICH-Aussagen
Du-Botschaften sind meist Angriffe an die Person. Manche reagieren durch Aggression und manche mit Rückzug. ICH-Botschaften fordern zum Nachdenken, zum Umdenken auf. Ein besseres Verständnis kann entstehen.
Bieten Sie Ihrem Kind Wahlmöglichkeiten. "Du kannst das Zimmer aufräumen und somit hast du deine Arbeiten erledigt. Dann kannst du auch zu deinen Freunden gehen!"
Familien-Konferenz
Die Familien Konferenz aus der Individualpsychologie von Theo Schoenaker ist eine ideale Möglichkeit Konflikte und Streitpunkte zu klären und gleichzeitig den Zusammenhalt der Familie zu stärken.
Die Familien-Konferenz sind regelmäßig stattfindende Treffen der gesamten Familie zu einem fixen Termin. Dieser Termin sollte für jeden gut „sichtbar“ sein und auch die Möglichkeit gegeben sein, Besprechungspunkte vorzumerken. So entsteht eine Art von Tagesordnung. Für jede Zusammenkunft wird eine Leitung gewählt. Bei Konflikten und Streitthemen sollte das eine „neutrale“ Person der Familie übernehmen. Alle Vereinbarungen werden schriftlich festgehalten.
Man spricht über Erfahrungen, die man aufgrund der letzten Zusammenkünfte machen konnte, neue Vereinbarungen werden getroffen. Weiters könnte eine Aufteilung der Hausarbeiten, Unternehmungen besprochen werden. Lösungen werden somit gemeinsam gefunden. Jedoch sollte derjenige sie formulieren können, den es betrifft. Denn somit ist gewährleistet, dass es verstanden wurde und umsetzbar wird.
Der Termin könnte anschließend zu einem gemeinsamen Essen oder einem Spiele-Abend genutzt werden. Denn wie oft bekommt man alle an einen Tisch!
Zeitmanagement
Meist brauchen Kinder einen Rahmen, einen Plan an den sie sich halten können. Viele Kinder können mit Zeit nicht umgehen, uns sich somit nicht organisieren. Ein Stundenplan kann da hilfreich sein. Jedoch sollte genügend Zeit bleiben, die das Kind auch frei nutzen kann.
Geben wir unseren Kindern Flügel, damit sie fliegen lernen! (M.Montessori)
Begleiten wir doch unsere Kinder auf ihren Weg. Lassen wir sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Wir sind ja dabei. Wir beobachten und begleiten. Das bedeutet aber auch loszulassen, Vertrauen zu entwickeln und Entwicklung zu ermöglichen. Wir können aufgrund Erzählungen unserer eigenen Erfahrungen oder Gefühlen, Gedanken Einfluss nehmen. Durch eigenes Formulieren der Konsequenzen, was ihr Verhalten hervorrufen könnte, wird ein Nachdenken bzw. Umdenken bewirkt. Dadurch werden Kinder selbstständig, finden eigene Lösungen und Strategien und lernen Entscheidungen zu treffen.
Kinder brauchen emotionale Wurzeln und die Möglichkeit, sich mit ihren späteren Aufgaben und Rollen auseinander zu setzen. Im Erproben dieses Hineinwachsens ins Leben Möglichkeiten zu finden, auch mit frustrierenden Erfahrungen konstruktiv umzugehen. Also geben wir unseren Kindern Flügel und Wurzeln. Freiräume und Grenzen und vor allem die Möglichkeit über Werte nachzudenken und zu sprechen.