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Auf der Suche nach der großen Liebe entscheiden sich immer mehr Damen und Herren jeden Alters für die einfache, bequeme Variante: das Onlinedating über Singlebörsen....dass mir beim Lauf der Dinge einige Spießer und Mittelschicht-Trutschen mit ihren Attitüden und ihren Parolen zunehmend auf die Nerven gehen
Ich hab mir gerade meine Lizenz zum Zetern verlängern lassen. Eine Art „Ceterum censeo“ auf Abonnement. Ausgestellt vom Salzamt. Conditio sine qua non: Man muss auf hohem Ross daher kommen. Da sind sie beim Salzamt etwas zickig und antiquiert. Ich bin das auch. Passt also.
Der dazugehörige Casus quasus, ich sollte sagen: der Anlassfall, liegt im Grazer Kulturgeschehen. Ich bin in dieser Sache freilich befangen. Kürzlich schrieb man mir: „auch dein pauschales ‚grazer künstler_bashing’ (provinz vs. landeshauptstädtchen) hat für mich mit redlichkeit wenig gemein.“
Wie öffentlich darf Öffentlichkeit sein? Und wer darf dort was verlautbaren? Früher haben Türhüter die medialen Zugänge überwacht, heute ist das komplexer.
Das bezieht sich auf meine Beiträge zur kulturpolitischen Debatte rund um das Grazer Künstlerhaus sowie einige Ereignisse im sozialen und politischen Kontext. Pauschal? Ich dachte bisher, dass ich mich in diesen Dingen sehr detailliert und konkret geäußert hätte. Also nicht. Hm.
Besonders charmant fand ich: „ja, deine tendenz zum elektronischen pranger hat in meinen augen was polizistisches...“ Das bedeutet praktisch ungefähr: Eine Grazer Protestbewegung, die sich in ihrem Selbstverständnis als „Aufstand“ verstehen möchte, pflegt a) eine breite Online-Präsenz, um ihre Ansichten in öffentliche Diskurse einzubringen und b) sporadische Straßenpräsenz, um Klartext in die Welt zu stanzen.
Wie viel abweichende Meinung verträgt eine Demokratiebewegung? Wie viel Akzeptanz dürfen Andersdenkende auf solchem Terrain erwarten?
Das ist Ausdruck lebendiger Demokratie. Meine bescheidene Online-Präsenz zur Meinungsäußerung, mit teilweise divergierenden Ansichten, ist ein „elektronischer Pranger“ ist „polizistisch“.
Das ist für einen wie mich nicht ganz einfach zu verstehen. Ich meine hier Communities wie die „Plattform 25“ (natürlich auch auf Facebook aktiv), die „Künstlerhaus-Partie“ etc. Also in Summe ein webgestütztes Milieu, dem ich selbst angehöre, welches kulturelle und soziale Fragen verhandelt. Wie erwähnt, andere: das Lager der Demokratie, ich: der Agent eines nicht näher erklärten Polizismus’.
Ich habe einige Grazer Ereignisse „Revolution in Hauspatschen“ genannt, wofür meine Gründe inzwischen bekannt sein sollten; siehe hier. Ich habe an anderer Stelle betont, dass mir beim Lauf der Dinge einige Spießer und Mittelschicht-Trutschen mit ihren Attitüden und ihren Parolen zunehmend auf die Nerven gehen. Wer austeilt, muss auch einstecken. Klar? Klar!
Heinz Trenczak: „ja, deine tendenz zum elektronischen pranger hat in meinen augen was polizistisches...“.
Warum erzähle ich das alles überhaupt? Es gab gerade einen kuriosen Vorfall. Man hätte ihn glatt übersehen können, aber es ist eine so infame Angelegenheit, dass sich eigentlich nicht so ohne weiteres darüber hinweggehen lässt. Der Grazer „Aufstand“ hat einen Chronisten, den Filmemacher Heinz Trenczak. Von ihm gibt es zwei Dokumentarfilme, die er gerne beim Filmfestival „Diagonale“ im Programm sehen würde.
In dieser Sache schrieb Trenczak am 3. Februar in einem öffentlichen Forum: >>übrigens! by the way | diagonale-intendantin barbara pichler zur einreichung von "graz - hauptstadt des bettelverbots" und "zwei tage im april - wir empören uns!": "... Es tut mir sehr leid, Ihnen nun mitteilen zu müssen, dass ich den Film in der Auswahl nicht berücksichtigen konnte..." :-/ (tja, wenn schon A1 als grosssponsor ausfällt, muss wenigestens die kohle vom land stmk. abgesichert werden. ein schelm, wer dabei böses denkt!)<<
„Diagonale“-Intendantin Barbara Pichler: „Denn wie soll man öffentlich antworten,…?“
Das heißt, Trenczak unterstellt Pichler ein korruptes Verhalten, da sie sich politisch willfährig verhalte, um einen Sponsor, das Land Steiermark, nicht zu verlieren. Damit unterstellt er auch, dass ein Landeskulturreferat sich etwa den Förderausschuss derart gefügig gemacht habe, da seien gewissermaßen nordkoreanische Verfahren in der steirischen Kulturpolitik denkbar.
Trenczak geht noch einen Schritt weiter. Er postet bei seinem Beitrag Pichlers Mailadresse und lädt ein, ihr in der Sache zu schreiben: „ein paar (oder viele oder sehr viele) E-Mails würden an diesem "letztinstanzlichen urteil" zwar nichts ändern, könnten aber ein (mächtiges) zeichen setzen. ich polemisiere seit jahren gegen das sog. intendanzprinzip beim festival des österr. films in graz. to whom it may concern...“
Fußnote: Wo kann ich nachlesen, durch welches Prinzip Trenczak die Intendanz der „Diagonale“ gerne ersetzen würde?
Der ganze Tonfall, die Konnotationen ("letztinstanzlichen urteil"), all das deutet anrüchige Vorgänge an, rückt das Geschichtchen implizit in die Nähe undemokratischer Vorgänge. Das sind eine Menge Hinweischen, die jemandem den Missbrauch einer Position (Intendantin), Mangel an Kompetenz (Programmverantwortlichkeit), politische Willfährigkeit etc. unterstellen.
Wer das öffentlich tut, muss sich fragen lassen, welche Belege es für solche Unterstellungen gibt. Ich weiß ja nicht so genau, wie die Pichler „wirklich“ ist, weil Film nicht mein Metier ist. Ich hab daher nachgefragt.
Krusche: „kannst du es auch näher erklären?“
Trenczak: „kann ich.“
Krusche: „ich würds gerne genauer erfahren“
Trenczak: „das mach ich nicht öffentlich.“
Krusche: „was also heißt, du äußerst zwar öffentlich deinen korruptionsvorwurf, aber die begründung is nix für die öffentlichkeit. …“
Nun steht für mich folgendes Problem im Raum. Hier wird jemand (Pichler) öffentlich eines unredlichen bzw. korrupten Verhaltens beschuldigt. Hier wird (bei gleichzeitiger Adressangabe) aufgerufen, gegen diese Person vorzugehen. Dann wird aber beteuert, dass die Gründe für diese Anstrengung nur privat dargelegt werden können („wenn du mal in graz bist, kömma gern auf ein bier oder einen kleinen roten gehn...“). Nun weiß ich auf Anhieb nicht, was genau diesen Modus von den Methoden einer Tyrannis unterscheidet. (Lies nach bei Kafka!)
Wenn das noch dazu ein exponierter Repräsentant und Chronist jener frischen Grazer Demokratiebewegung tut, die genau gegen derlei Missstände einzutreten behauptet, sehe ich akuten Klärungsbedarf.
Es steht inzwischen fest, Trenczak will es mir nicht erklären: „ich sehe mich weder veranlasst, dir rechenschaft abzulegen, noch mich auf einen zeitraubenden & haarspalterischen definitionsstreit einzulassen. wenn du, wie oben angeboten, einmal mit mir reden willst, gern. wenn nicht, lässt du's bleiben. (hier & heute: ende für mich.)“
Kann mir Barbara Pichler in dieser Angelegenheit etwas erklären? Ich habe sie gefragt.
Ein Kernpunkt ihrer Antwort betrifft Fragen des Filmischen, betrifft cineastische Kategorien: „Denn wie soll man öffentlich antworten, wenn der Grund für die Ablehnung eines Films, den aber die Meisten natürlich nicht kennen, sein …“ (Ich spare die eigentliche Begründung der Ablehnung hier aus, weil ich meine, es sei die Sache von Trenczak, diese Begründung wissen zu wollen, und es sei Sache beider, das auch publizieren zu wollen.)
Folgende Pichler-Passage finde ich anregend, nämlich ihre Begründung, warum sie die Begründung der Ablehnung von Trenczaks Filmen nicht publiziert hat: „Ich fände es daher eigentlich ebenso diffamierend wie Trenczaks Behauptungen, den formalen Diskurs und die - zugegebenermaßen subjektive - Qualitätsfrage vor einer Öffentlichkeit zu führen, die diesen Wissensstand nicht hat.“
Ich habe in einer Notiz zu diesen Ereignissen davon auszugehen versucht, dass Einreichungen in unserem Metier Standard sind, Ablehnungen ebenso. Wer dazu neigt, hinter derlei Ablehnungen eine Verschwörung oder mindestens Korruption zu vermuten, wird eventuell die Branche wechseln müssen.
Es ist ja oft so, dass Gremien und Kuratorien begrenzte Rahmen und Budgets haben, außerdem bei diesen oder jenen Themenstellungen ihre Kriterien nicht unbedingt offenlegen oder öffentlich debattieren. Im Bezugssystem solcher Vorgaben entscheidet sich aber, ob eine von mir eingereichte Arbeit angenommen oder abgelehnt wird. Das wird ein Professional in der Regel unaufgeregt zur Kenntnis nehmen.
Wer Adressen und Gremien kennt, wird eventuell beschließen, seine Einreichung gemäß solcher Kenntnis maßzuschneidern; soweit das möglich ist. Dazu kursiert allerdings stets eine Art Generalverdacht, dass Kunstschaffende sich letztlich anbiedern, diversen Ausschüssen gefällig zeigen, sich andienen etc. Das wiederum bringt beiden Seiten Kritik ein, den Gremien, die uns angeblich Gängeln wollen und den Kunstschaffenden, die sich angeblich danach verbiegen.
Das Schaumkrönchen auf dieser Geschichte: Die Annahme, eine Landesregierung würde darüber wachen, dass keine Werke publiziert würden, die Kritik an ihr beinhalten, andernfalls würden vermittelnde Instanzen und produzierenden Instanzen mit Budgetentzug „bestraft“.
Das ganze Thema ist also von immerwährender Brisanz. Das ist einer der Gründe, warum es mich sehr beschäftigt. Ein weiterer Grund liegt in der Tatsache, dass ich das kulturpolitische Klima des Landes für vergiftet halte. In allerhand Teilbereichen scheint es so zu sein, dass Jeder allen alles zutraut, was uns an Schlechtem einfallen könnte. Und DAS ist nach meiner Überzeugung eine Art Einübung in die Tyrannis.
© Martin Krusche, Jahrgang 1956, freischaffender Künstler, Exponent von „kunst ost“
Weitere Beiträge von Martin Krusche zum diesem Thema und zu anderen Themen sind hier.
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krusche
20.02.2012
zum wochenbeginn darf ich heiz trenczak aus dem fb-forum von "spektral" zizieren:
>>wenn du "nur die haftung"hast, sollst (musst) du wissen, dass krusche aus unserem (d.h. meinem& seinem) bilateralen, nicht-öffentlichen und also privatenchat-verlauf ohne meine zustimmung und ohne mein wissen zitiert &veröffentlicht hat. ich behalte mir vor, ggf. an anderer stelle zureagieren, bzw. überlege, ob sich ein jurist der sache annehmen sollte.<<
die inkriminierte passage:
Krusche: „kannst du es auch näher erklären?“
Trenczak: „kann ich.“
Krusche: „ich würds gerne genauer erfahren“
Trenczak: „das mach ich nicht öffentlich.“
Krusche: „was also heißt, du äußerst zwar öffentlich deinen korruptionsvorwurf, aber die begründung is nix für die öffentlichkeit. …“
krusche
19.02.2012
ergänzend:
>>Gut, es muß einem Kulturschaffendene frei stehen, eine Jury- oder Intendanzentscheidung per "Volksaufruf" übersteuern und so sein Werk promoten zu wollen. Ob das dem Werk und auch dem Filmgeschehen ganz allgemein nützt, ist zu bezweifeln.<<
http://www.van.at/log/teil02/set37/log1807.htm
krusche
19.02.2012
ich würd mir in den derzeit so dringenden debatten über den steirischen kulturbetrieb und die kulturpolitik mehr inputs a la urban wünschen. ich darf in diesem modus ein wenig den erfahrungshintergrund kennenlernen, vor dem jemand seine ansichten ausbreitet, er sagt was er meint und wen er meint.
und ich fände es auch SEHR anregend, wenn ein unmut gegenüber gremien, juries und intendanzen sich etwas präziser äußern möchte.
darin läge meines erachtens die chance, debatte von geschwätz zu unterscheiden und in dieser wie jener sache ein bißl weiterzukommen...
kleines post scriptum:
würde es nicht genügen, jemandes ideen anzugreifen? muß ma auch die person anfeinden? (is ein bißl popperisch, ich weiß.)
rurban
18.02.2012
Ich verfolge die Diagonale in Graz als "Filmkritiker" seit 1999 und möchte Martin's Anmerkungen bestätigen.
Noch bevor ich die Ansätze der Begründung für die Ablehnung las habe ich Trenczak auch meine Meinung dazu gesagt. Und die deckt sich mit dem Mail, das Martin Krusche erhalten hat. Die Nichtberücksichtigung von lokalen Filmen aus Graz hat Tradition. Grazer Filme haben einen schlechten Ruf. Zumeist zurecht. Es gab in den Grazer Diagonale Jahren mehrere fragwürdige Entscheidungen. Es gab allerdings auch fragwürdige Entscheidungen zu Akademie Kurzfilmen, die entweder berücksichtigt oder nicht berücksichtigt wurden. Das beschränkt sich nicht auf Pichler, das war auch schon bei Floss und im ersten Flossjahr bei der 5er Auswahlgruppe so. Das lässt sich alles auf ästhetische Differenzen zurückführen.
Norbert Prettenthalers "Bare Droma" wurde nicht im offiziellem Programm gezeigt sondern im Rechbauer in einer Spezialschiene ohne Katalogerwähnung. Unter Wulff/Dollhofer wurden schlechte Grazer Filme noch unter grossem Publikumszuspruch im Schubert 1 gezeigt. Viele Leute, na logisch, ein Heimspiel. Am übelsten war immer offene Einflussnahme vom "besten öst. Kulturkritiker" Frido Hütter in der Kleinen Zeitung für den sicher schlechtesten steirischen Filmemacher Jakob M. Erwa. Schlussendlich gipfelte das sogar im Hauptprogramm und Hauptpreis, wie wir uns erinnern.
Warum "Bare Droma" nicht und dafür der viel schlechtere Wiener Film "Natalie"? Da kann man nur mit dem schlechtem Geschmack der Auswahl argumentieren. Ich hätte beide gezeigt.
Nächster Anlassfall "Murtreiben". Wäre ein aufgelegter Glücksfall für die Diagonale gewesen. Aus Kritierien abgelehnt, die ich nicht nachvollziehen kann. Die 2 abgelehnten Trenczak Filme habe ich nicht gesehen, hätte ich aber gerne.
Meine Kritik an der Nichtauswahl wichtiger und guter Grazer Filme ist zusammengefasst:
1. Die ästhetischen Auswahlkriterien sind fragwürdig und relativ und werden seit Anbeginn kritisiert. Hauptfall: Uli Seidl's Erstlingsfilm nach dem er die Akademie verlassen musste, weil er mit seinen Helden dokumentarisch abrechnet, sie verrät. Ein moralisches Problem über das wir heute lächeln können.
In Graz ist das ästhetische Problem vor allem am Beispiel "Natalie" vs "Bare Droma" ablesbar. "Bare Droma" war einfach zu gut als Film und zu positiv um die vorgefasste Stereotypen von armen Roma zu bedienen. Natalie war negatives Stereotyp pur.
Und ich glaube nicht, dass es ein subjektives Problem ist, wie Barbara Pichler sagte. Viele Wiener haben ein Problem mit Grazer Filmen, mit zB Michael Ostrowsky. ZB. die Prohaska Klamotte 'Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott' sei billig und frauenverachtend. Die dumme Blonde, die gegen den Strassenmast rennt. Das stimmt. Das ist der Erfolgsmodell der Franz Antel Filme an den schönen Kärnter Seen, strotzend vor Platitüden. Komik übertreibt.
2. Politisch und aktuell wichtige Filme haben andere Kritierien. Sie dienen als Diskussionspunkt für das Publikum. Es geht um die Sache, nicht um die Vermittlung. Das Publikum ist intelligent genug, das unterscheiden zu können.
Die subjektiven Entscheidungskriterien aus ästhetischer Sicht öffentlich zu begründen wäre mutig. Dazu wird man meist von verärgerten Abgelehnten mit Beziehungen aufgefordert, das macht man normalerweise nicht. Aber für die subjektive - Qualitätsfrage vor einer Öffentlichkeit zu führen, die diesen Wissensstand nicht hat, das wäre wirkliche spannende Filmvermittlung. Man hat nur eine gewisse Anzahl an Programmplätzen zur Verfügung, aber es gibt Alternativen neben der Diagonale. Es ist bei fast jedem grossen Festival so dass die Nichtberücksichtigten ihr eigenes Programm aufziehen, auch in Cannes und Berlin. Bei der Diagonale ist das Dampfablassen üblicherweise eine Diskussion im Space 4. Bin ja schon neugierig.
Man ärgert sich, aber die Festivalszene ist weltweit ein Inzuchtverein. Überall. Berlin, Rotterdam oder Venedig sind viel viel ärger.