Auf geht es zur Stunde rund um die Kreditmythen. Etliche von ihnen halten sich hartnäckig, bei einigen wundert es, dass sie nicht längst zerschlagen wurden. Die fünf größten Mythen auf einen Blick:
Rang 1 – den Dispokredit vorziehen
Nein! Der Dispokredit darf niemals einem echten Ratenkredit vorgezogen werden, denn er bietet immer schlechtere Konditionen. Die Sache ist schon, dass es sich um zwei ganz unterschiedliche Kredite handelt:
- Dispo – er bedingt die erlaubte Überziehung des eigenen Bankkontos. Somit steht er, wenn verhandelt, immer zur Verfügung, ist aber kein klassischer Abrufkredit. Die Konditionen für die Nutzung des Dispo sind schlecht, denn Zinskosten um zehn Prozent würde niemand bei einem Ratenkredit akzeptieren. Eine Rückzahlung wird nicht vereinbart, was wiederum nachteilig ist, da es sich zeigt, dass viele Menschen Probleme haben, aus den roten Zahlen herauszukommen, wenn sie keine festen Fristen vorliegen haben.
- Ratenkredit – zum einen sind Ratenkredite oft zweckgebunden. Dadurch unterscheiden sich schon die Zinsen und Konditionen, denn ein Autokredit wird immer günstiger sein als ein Ratenkredit ohne Zweckbindung in derselben Höhe. Zum anderen haben Ratenkredite geringere Zinsen und lassen sich vergleichen. Das ist bei einem Dispo schlichtweg nicht möglich, da er fest mit dem Bankkonto und somit mit der Bank verbunden ist. Als Alternative zu einem Dispokredit würde sich höchstens ein Abrufkredit anbieten, der nicht kontogebunden ist.
Ist ein Dispokredit nun schlecht? Nein, er sollte nur so genutzt werden, wie er eigentlich angedacht ist: Als Notfallpuffer, wenn einmal überraschend wichtige Ausgaben kommen oder damit die Miete abgeht, wenn das Gehalt später eintrifft. Wer seinen Dispo nur für wenige Tage im Quartal in geringer Höhe nutzt, den plagen auch keine hohen Zinskosten. Wer allerdings ständig im Minus ist, der erkennt die Probleme schnell.
Rang 2 – die Hausbank ist die Beste
Das kann zutreffen, muss jedoch nicht. Im modernen Kreditgeschäft ist die Haubank nur eine Bank von vielen. All deren Angebote müssen verglichen werden, was natürlich online sehr schnell und einfach funktioniert. Ein klarer Ausschluss der Hausbank sollte aber auch nicht erfolgen, denn in einigen Fällen ist sie der einfachste, wenn nicht der günstigste, Weg zum Kredit. Generell gilt:
- Vergleichen – vor einer Kreditaufnahme sollten die Angebote immer verglichen werden. Dafür ist übrigens eine Haushaltsrechnung notwendig, denn sie gibt vor, wie hoch die monatliche Rate höchstens sein darf. Kreditangebote von der Hausbank werden zusätzlich eingeholt.
- Anfragen - die reinen Angebote reichen nicht aus, um das perfekte Angebot zu finden. Kreditkonditionen orientieren sich an der eigenen Person, sodass Kreditanfragen bei interessanten Anbietern gestellt werden müssen.
Die Hausbank kann übrigens auch mit Autohändlern ersetzt werden. Auch hier gilt, dass das Angebot der Händlerfinanzierung den Online-Krediten gegenübergestellt werden sollte, damit ein korrekter Überblick entsteht.
Bei Baufinanzierungen sind Hausbanken übrigens weiterhin ganz vorn. Oft geht es diesbezüglich auch um das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Berater. Bei Selbstständigen, Senioren oder Personen, die in der Vergangenheit finanzielle Probleme hatten, kann die Hausbank ebenfalls teilweise weiterhelfen, da sie den Kunden kennt.
Rang 3 – das perfekte Angebot
Auch Banken, ob online oder offline, werben mit Krediten. Das Problem ist, dass das ›Schaufensterangebot‹ für den Großteil der Menschen zu schön ist, um wahr zu sein. Es bezieht sich auf den absoluten Musterkunden, den man selbst kaum darstellen kann. Viel wichtiger ist also, auch in Vergleichen auf folgende Punkte zu achten:
- Effektivzins – wie sieht dieser aus? Meist ist er schon deutlich höher als der des Musterbeispiels.
- Zinsspanne – noch werden sie nicht überall angegeben, viele Kreditanbieter nennen die Zinsspanne jedoch unter den Details. Die Spanne zeigt einmal den Musterkunden an, aber auch den Kunden, der gerade noch so als kreditwürdig bezeichnet wird. Kreditnehmer können sich auf der Zinsspanne selbst einschätzen.
Das konkrete Angebot können Kunden erst nach einer Kreditanfrage erhalten. Dieses bezieht sich tatsächlich auf den Einzelkunden, berücksichtigt dessen Finanzen und die Bonität.
Dennoch helfen Kreditvergleiche natürlich, um allgemein einen Überblick über günstige und teure Anbieter zu erhalten. Setzt ein Anbieter das Musterbeispiel schon deutlich höher an, so ist davon auszugehen, dass die Kosten höher liegen.
Rang 4 – die KSV schließt mich von Krediten aus
Niemand mag die Kreditschutzvereinigung wirklich. Was in Deutschland die SCHUFA ist, ist in Österreich die KSV – und um beide Institutionen ranken sich die Mythen und Legenden. In erster Linie dienen beide Organisationen dazu, Kredit- und Zahlungsausfälle im Vorfeld für einen Händler oder Anbieter abzuschätzen und somit zu vermeiden. Aber arbeitet die KSV wirklich gegen Verbraucher?
- Speicherung – die KSV speichert finanziell relevante Daten zu einem Bürger. Dazu zählen Konten, Kreditkarten, bisherige Kredite, laufende Verträge bestimmter Natur. All diese Einträge sind jedoch positiv zu bewerten und werden nur dann gespeichert, wenn von Vertragspartnern eine Übermittlung erfolgt.
- Negativ – wer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt oder einen Kredit gekündigt bekommt, wird damit rechnen müssen, dass die Finanzdienstleister dies an die KSV melden. Diese negativen Einträge wirken sich auf die Bonität aus und senken diese herab. Sprich: Wer in den letzten Jahren eine Kreditkündigung hatte, der wird heute schwerer einen Kredit erhalten.
Auch österreichischen Verbrauchern kann nur empfohlen werden, sich hin und wieder einen Datenabgleich zuschicken zu lassen und diesen zu prüfen. Es gibt feste Löschfristen für Negativeinträge, die unbedingt kontrolliert werden sollten. Gerade irrtümlich negative Einträge belasten sonst die eigene Bonität und sorgen für unnötige Hürden.
Rang 5 – eine Unterschrift auf ewig
Viele Bürger glauben, dass es unmöglich ist, einen Kredit zu kündigen, wenn sie ihn erst unterschrieben haben. Das ist in dieser Form nicht ganz richtig:
- Widerrufsfrist – binnen vierzehn Tagen nach Unterschrift kann ein Kreditvertrag immer ohne die Angabe von Gründen aufgelöst werden. Die Kündigung darf per Brief, Fax und E-Mail erfolgen.
- Vorzeitige Kündigung – auch nach dieser Frist ist eine Kündigung möglich, allerdings nicht mehr kostenlos. Die Bank kann eine Ausfallgebühr erheben.
Problematisch wird es natürlich, wenn das Kreditgeld bereits ausgegeben wurde. Nun ist eine Kündigung nur möglich, wenn die fehlende Summe direkt und unverzüglich ausgeglichen und mit dem restlichen Kreditgeld überwiesen werden kann.